Der Einzelhandel hat Hochkonjunktur und die Innenstädte platzen fast vor kaufwütigen Menschen. Aber so insgesamt kommen im Advent doch alle langsam zur Ruhe und es herrscht allgemeines Verständnis. Verständnis dafür, dass Mitarbeiter in Unternehmen einen Gang runterschalten, sich mehr aufs Privatleben konzentrieren und die Arbeit entspannter angehen.
Jeder genießt die Gemeinschaft und die besinnliche Stimmung – Plätzchen, Glühwein und Weihnachtslieder mag schließlich jeder.
Nein, stopp – nicht jeder! Weil nicht jeder Weihnachten feiert.
An Weihnachten kein Interesse
Wir reden hier jetzt nicht von den Menschen, die aus Trotz auf Weihnachten verzichten. Sondern von denen, die aus kulturellen und religiösen Gründen kein Interesse an dem Fest haben.
Heutige Unternehmen sind so multikulturell aufgestellt, dass es sie in praktisch jedem Betrieb gibt. Die Mitarbeiter kommen aus allen möglichen Herkunftsländern. Sprich: Ein Unternehmen, viele Kulturen – und darunter eben auch solche ohne Weihnachtsfest.
Diese Mitarbeiter können dann unter Umständen Schwierigkeiten damit haben, wenn der Weihnachtsbaum den Büroflur verbaut, „Last Christmas“ in Dauerschleife im Großraumbüro läuft und sie zum abwechselnden Mitbringen von Weihnachtsgebäck verdonnert werden. Auf einen möglichen kulturellen Unterschied verschwenden viele Unternehmer und Führungskräfte keinen Gedanken. Beschämend finden wir das!
Gegenseitiges Verständnis
Denn Unternehmen wollen doch heute durch die Bank immerzu tolerant sein. Dabei ist das schon der Fehler schlechthin! Denn etwas zu tolerieren, heißt einfach nur, etwas zu ertragen – nicht aber, es zu akzeptieren.
Von Unternehmern und Mitarbeitern wünschen wir uns deshalb, dass sie nicht blind davon ausgehen, dass jeder Mensch aus einem anderen Kulturkreis unsere hiesigen Traditionen kommentarlos teilen möchte. Wenn jemand aus kulturellen Gründen nichts mit Weihnachtsmännern anfangen kann, ist es für ihn vielleicht nicht selbstverständlich, den ganzen Dezember das Regal im Supermarkt mit ihnen auffüllen zu müssen. Klar, das gehört zum Job dazu. Aber dem damit einhergehenden Missmut können Sie vorbeugen, wenn Sie in Kommunikation gehen und Verständnis für den kulturellen Unterschied zeigen.
Die Kunst liegt deshalb darin, sich als Unternehmer wirklich Zeit zu nehmen und einen wahren Austausch zu schaffen. So kann gegenseitiges Verständnis wachsen. Natürlich geht das nur, wenn Sie und Ihre Mitarbeiter sich gemeinsam mit einer fragwürdigen Situation beschäftigen, um die gegenseitigen Beweggründe zu verstehen. Und das bitte nicht nur an Weihnachten. Das gilt generell und nicht nur für Feste und Feiertage.
Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter im Ramadan fasten möchte, ist es wichtig, dass er und sein Chef sich zusammensetzen und schauen, wie sie das bestmöglich umsetzen können. Vielleicht eine Verschiebung der Arbeitszeit? Oder vielleicht übernimmt ein Kollege, der im Gegenzug zum chinesischen Neujahrsfest gerne Urlaub nehmen möchte.
Die Hauptsache ist, dass kulturelle Unterschiede nicht ausgeklammert werden. Das beobachten wir derzeit in einigen Kindergärten. Dort gibt es keine Basteleien zum Thema Weihnachten und Ostern mehr. Die Kinder basteln nur noch nach Jahreszeiten. Das ist Verdrängung statt Aufklärung! Wie wäre es denn, wenn stattdessen jedes Kind – mit und ohne Migrationshintergrund – etwas über seine Kultur erzählen dürfte?
Weiterbildung statt Verdrängung! So würde der Grundstein für interkulturelles Zusammenarbeiten schon von klein auf gelegt.
Andere Kulturen, anderes Verhalten
Wir fordern auch gar nicht, dass Sie und Ihre Leute immer auf einen Nenner kommen. Das ist ganz klar illusorisch. Aber wir glauben, dass gegenseitiges Verständnis einen unheimlichen Beitrag leistet. Wir haben das selbst schon erlebt: Im Seminar saß ein Auszubildender aus einem streng islamischen Elternhaus. Wenn Jochen ihn auf einen Fehler ansprach, hat der junge Mann stets nur den Blick gesenkt und nicht darauf reagiert. Wir mussten erst verstehen, dass das kein Desinteresse ist, sondern das übliche Verhalten in seiner Kultur.
Solche kulturellen Differenzen können Sie nicht von jetzt auf gleich aus der Welt schaffen, sondern nur durch Verständnis für die andere Kultur allmählich aufheben. Denn nur wer Verständnis hat, kann Akzeptanz entwickeln.
In diesem Sinne: Nehmen Sie sich doch gleich etwas fürs neue Jahr vor. Planen Sie z.B. Ihre nächste Weihnachtsfeier mal nicht typisch deutsch. Lassen Sie sich von verschiedenen Kulturen und Menschen inspirieren. Vielleicht entsteht ja so etwas ganz Neues, das dann für alle Mitarbeiter im Unternehmen passend ist und bei dem sie gerne mitziehen.